Die letzte Station unserer Vietnamreise ist der Ort Tom Coc als Anlaufspunkt zur Besichtigung der „trockenen Halongbucht“. Hier checken wir für vier Nächte ein. Nach drei Monaten Leben aus dem Koffer hat mich der Waschkoller erfasst. Meine gesamte Wäsche ist klamm, verschwitzt und riecht nach asiatischer Nudelsuppe oder so ähnlich. Unterwäsche kann man selbst mit viel Augenzudrücken nicht mehr anziehen, ich krieg die Krise. Also nehme ich meinen Koffer und meinen Rucksack und schütte alles auf dem Teppichboden unseres Zimmers aus, unberührt davon, wieviel Sand mitkommt. Mittlerweile beteiligt sich auch mein Mann und wir schnüren unsere gesamten Klamotten in Wäschetüten und geben diese in der hauseigenen Laundery ab. Kostet für hiesige Verhältnisse eine immense Summe ist mir aber egal. Danach fühle ich mich besser. Jetzt kommen noch Schuhe, Souvenirs wie Schals und T-Shirts dran, die ich mit dem letzten Rest der Reitube und einer Hotelzahnbürste bearbeite. Mittlerweile geht es mir wieder richtig gut und nachdem ich abends unsere Sachen schön zusammengelegt im Zimmer wiederfinde, freue ich mich wieder auf das Packen. Wir haben uns zuhause ein sogenanntes Kofferpacksystem gekauft, um das Chaos zumindenstens einzudämmen. Würde ich jederzeit wieder kaufen und ist für lange Reisen wärmstens zu empfehlen.
Durch das Örtchen schlendernd finde ich zum Abschluss meiner Aufräumaktion noch eine Friseuse. Für schlappe 18 Dollar werden mir die sonnengetrockneten Haare mit ner Kur und Massage verwöhnt, die Haarspitzen geschnitten, die Augenbrauen verschönt und knallroter Nagellack auf die Zehen gepinselt. Sie hat das Geschäft ihres Lebens gemacht und ich strahle.
Anschauen wollen wir uns auch noch was, also bestellen wir für den nächsten Tag einen Fahrer, um in den 30km entfernten Nationalpark Cuc Phong zu fahren. In dem Park gibt es eine Auffangstation für verschiedene Affenarten von Languren und Gibbons in Zusammenarbeit mit dem Leipziger Zoo sowie für Schildkröten. Beide Tierarten sind beliebt bei Wilderen für chinesische Medizin oder als Essen. Nachdem man die Tiere wieder aufgepäppelt hat, werden sie in einem größeren Gehege wieder freigelassen und über einen Sender in ihrem Verhalten weiter beobachtet, um zu sehen, ob sie für das Leben in Freiheit robust genug sind. Fanden wir sehr interessant. Das laute Geschrei der hungrigen Gibbons bei der Fütterung werden wir nicht vergessen.
Anschließend möchten wir unsere Beine mal wieder vertreten und lassen uns vom Fahrer für eine 6km Wanderung weitere 20km in den Park hineinfahren.
Ziel ist ein tausendjähriger Baum. Wir sind ganz alleine im Dschungel unterwegs und das erste Mal in Vietnam hören wir Tierlaute und können – dafür ist der Park bekannt – viele wunderschöne Schmetterlinge beobachten. Uns tut die Bewegung richtig gut und bei 28Grad und hoher Luftfeuchtigkeit sind wir nassgeschwitzt, als wir das Auto wieder erreichen.
2h später sind wir wieder im Hotel. Schnell eine Dusche und dann in unser Stammrestaurant „Bamboo“ für ein Pork süß-sauer oder Chicken mit Cashewkernen. Dazu ein Saigon oder Hanoi Bier. Lecker!!
Der Höhepunkt eines jeden Essens ist jedoch der Wechsel auf die andere Strassenseite zum Kaffee danach. Mittlerweile schon freundlich begrüßend sitzen wir auf der „Veranda“ vor dem Laden, schlürfen unseren vietnamesischen Kaffee und beobachten das Treiben um uns herum.
Da kann man schon stark ins Lästern kommen….ob alberne Chinesengruppen in affiger Fotopose, Franzosen, die sich auf Karren mittels Rinder durch die Stadt ziehen lassen oder käsig teigige tätowierte Europäer in zu kurzen Shorts, nix bleibt einem erspart ;-).
Ich könnte stundenlang hier staunend sitzen und und dabei mit dem Säugling der Geschäftinhaberin flirten. Der Kleine ist sooo goldig und eigentlich total gut drauf bis Roland die Kamera rausholt….
Den zweiten Tag des Aufenthaltes wollen wir für eine beliebte Bootsausflug nutzen. 1,5h lassen wir uns zwischen den Kalksteinfelsen hindurch schippern, dabei werden die Paddel der Dame mit den Füssen bewegt. Muss man erstmal nachmachen. Könnte man vielleicht in Fitnesscentern als neue Rudereinheit aufnehmen…ich bin beeindruckt.
Auf halben Weg werden wir von wartenden Booten empfangen, die uns Früchte, Snacks und Getränke verkaufen möchten. Wir wollen mal nicht so sein und nehmen eine aufgeschnittene Mango. Die Verkäuferin bleibt hartnäckig, wir beharren auf unserem „Nein“ für weitere Käufe. Dann kommt die Mitleidsmasche, von der ich bereits im anderen Blog gelesen hatte – wir sollen ein Getränk für unsere Ruderin kaufen, die ja sicherlich durch die Anstrengung durstig ist. Ich bemerke dazu, dass ich Getränke im Rucksack habe, die ich gerne mit ihr teilen würde wenn erforderlich. Sie gibt auf und lässt uns weiterfahren :-). Mit rothaarigen deutschen Frauen ist halt nicht gut Kirschen essen, schon gar nicht bei Druckausübung!
Was noch bleibt ist ein Nachmittag am Pool und dann heißt es für morgen Abschied nehmen.
Wie immer gibt es eine Zusammenfassung der Tops und Flops unserer Vietnamreise, die uns sehr viele unterschiedliche Eindrücke beschert hat:
- Hanoi: eine super Wahl war das La Siesta Boutique Hotel mitten in der alten Stadt, unbedingt am Wochenende nach Hanoi kommen, da abends der Autoverkehr für den Strassenmarkt gesperrt ist. Zwischen den Marktständen treten junge Musiker auf und auf den Bürgersteigen wird gegessen. Tolle Atmosphäre. Zur Erkundung der Stadt eine Führung mit Christian Oster einplanen – wir haben während unserer Reise oft an seine Worte gedacht!
- Wanderung: eine geführte Trekkingtour mit einem Local Guide war für uns ein Must do im Norden von Vietnam. In der Gegend um Bac Ha sowie in der Bergregion Ha Giang ist es wesentlich einsamer als bei Sa Pa. Wer das wie wir liebt, ist dort bestens aufgehoben. Die Übernachtungen in Homestays sind einfach aber in unserem Schlafsack haben wir überall gut geschlafen. Super spannend fanden wir die Besuche der Bergvölker in ihren Privathäusern. Näher kann man den Menschen als Touri nicht kommen. Hinzu kamen noch die Märkte und das bunte Treiben wie z.B. In Can Cau, die wir sehr genossen haben.
- Nationalparks: von dem Ba-Be Nationalpark waren wir enttäuscht und können ihn nicht weiterempfehlen. Zu viel Müll und die Landschaft hat uns auch nicht unbedingt umgehauen. Unser Guide schien so begeistert, weil wir endlich keine Berge mit abgeholzten Regionen vorfanden – da sind wir Europäer doch zu sehr verwöhnt! Der Cuc Phuong Nationalpark hingegen machte einen sehr sauberen und aufgeräumten Eindruck. Die Wanderung im Dschungel hat uns sehr gut gefallen und hier gibt es auch eine hörbare Tierwelt.
- Halong / Halong Bay: der Ort Halong ist weniger attraktiv, unser Hotel Superior DC passte dazu. Dagegen war die Dschunke des Reiseunternehmens Handspan eine (kulinarische) Wucht. Immer wieder gerne und auf jeden Fall für 2 Tage buchen.
- Tom Coc: die letzten drei Tage Tom Coc nahe der Stadt Ninh Binh außerhalb unserer Handspan-Vietnamreise waren von uns spontan über Booking.com gebucht worden. Wir waren sehr positiv überrascht. Sicherlich ein kleiner Touri-Ort aber im März nicht zu voll und mit dem naheliegenden Nationalpark und der vielen Kalksteinfelsen und Reisfelder sehr attraktiv gelegen.
Der Verkehr in Vietnam ist nur als grottig zu bezeichnen. Regeln gibt es nicht. Für jede überlebte Autofahrt waren wir dankbar.
Sehr positiv beeindruckt waren wir von der großen Freundlichkeit der Menschen. Übel gelaunte oder laute Vietnamesen scheint es nicht zu geben. Wer unzufrieden ist, schnalzt kurz mit der Zunge und das wars. Genauso beeindruckt haben uns die stets lebhaften Gespräche untereinander. Ob in den Homestays oder im Auto – Vietnamesen können sich jederzeit stundenlang und ohne Unterbrechung miteinander unterhalten.
Ob als Mensch oder was unser Gepäck anbelangt – wir haben uns hier immer sehr sicher gefühlt. Ich würde dieses Land jederzeit als Frau auch alleine bereisen.
Das Essen, ob auf der Strasse oder im guten Restaurant eingenommen, haben wir jederzeit gut vertragen, war sehr schmackhaft und preiswert.
Ich verstehe daher, dass Vietnam ein beliebtes Reiseziel ist.
Insgesamt eine tolle Reise mit vielen Eindrücken!
Tam biet Vietnam!
Liebe Grüße an die lieben Weltreisenden!
Begeistert haben wir bis heute Eure Reise verfolgt.
Weiterhin alles Gute und besonders an Annette herzliche
Glückwünsche zu der runden Zahl in Namibia.
Wir sind auf Studienreise in den Oman.
Herzlich Marlene und Willy
Danke Ihr Lieben und ganz viel Spaß und neue Eindrücke im Oman. Schön, dass Ihr uns bis hier begleitet habt. Ganz liebe Grüße von Roland & mir.