Einige Meter weiter ließ mein Vater verlauten: „Gleich gibt es eine scharfe Linkskurve und dann kommt das schlimmste Stück“. Wir hatten mittlerweile ca. 7,5km und gut 520hm geschafft. An einer schönen Bank schaute mein Vater mit besorgtem Blick auf die Uhr und entließ mich aufgrund des verkürzten Tageslichtes auf meinen letzten harten Anstieg von 3km und fast 400hm. Ich verstand seine Bedenken, schnappte mir mein Wasser und verabschiedete mich. Durchschnittlich 15% Steigung hieß es in der Literatur, kann der Hirtenstieg bis auf den Brocken aufweisen. Um meinen Vater nicht länger als nötig warten lassen zu müssen, steigerte ich mein Tempo, was nicht ganz so leicht war. An den Bismarckklippen auf 900hm hielt ich kurz inne, um den schönen Blick auf den Eckerstausee zu geniessen.
Noch immer 250hm dachte ich und stapfte weiter, vorbei an einem 1000hm Schild bis auf den Kleinen Brocken.
Mittlerweile verschwand die Sonne hinter dichten Wolken. Es wurde nebelig und die Kleidung und meine Haare feucht. Meine Jacke war im Rucksack bei meinem Vater zurückgeblieben. Super, es blieb also nix anderes übrig, als in Bewegung zu bleiben und so wenig wie möglich Rast zu machen. Was sagte mein Vater? Nach dem Kleinen Brocken noch die Schienen der Brockenbahn überqueren und dann noch ein Stückchen….
Der Zug hörte sich bereits ganz nah an. Immer weiter auf dem Betonwabenweg laufend stand ich schließlich oben an einer Kreuzung und schaute durch dichten Nebel auf die Sendeanlage.
GESCHAFFT! Eine kleine Runde auf dem Brockenrundweg und noch 2 Beweisfotos, dann schnell zurück zu warmen Tee und Regenjacke.. Im leichten Dauerlauf mit schweren Bergschuhen bewegte ich mich konzentriert abwärts. Mein Vater war mir inzwischen langsam bis zur Bismarckklippe entgegen gegangen. Ein Schnappschuss weiter nahm ich meinen Rucksack wieder auf und wir machten uns zufrieden auf den langen Rückweg.
Um 16 Uhr nach 6h erreichten wir schließlich wieder unser Auto und freuten uns auf ein leckeres Abendessen mit Bier und Wein in unserem Hotel. 22km standen auf meiner Uhr. Nicht schlecht, meinten auch meine brennenden Waden.
Das war nicht mein letzter Aufstieg auf den Brocken….mein Mann war auch noch nicht hier :-).