San Christobal
Unser Weg führt uns heute durch die Berge nach San Christobal, wo wir über Sylvester 2 Nächte verbringen werden. Die Stadt ist auf 2100m Höhe gelegen und sehr beliebt bei Backpackern. Hier soll es zahlreiche Cafés und Bars geben. aber nicht nur die Gastronomie sondern auch die im Kolonialstil erbauten Häuser sollen sehr sehenswert sein. Das alles gemixt mit einem sehr bunt gemischten Volk. Ich freue mich vor allen Dingen auch auf die indianisch stämmigen Einwohner, welche in den Bergen wohnen, aber ihre Textilware auch im Zentrum anbieten.
Auf dem Weg dorthin möchten wir auf Anraten von Freunden noch die Wasserterassen von Agua Azul anschauen, die etwas 60km von Palenque entfernt liegen. Gesagt getan, starten wir am frühen Morgen.
Ehrlich gesagt, wenn ich am späten Abend diesen Bericht geschrieben hätte, hätte ich jedem von dieser unglaublich strapaziösen Fahrt, v.a. für Roland als Fahrer dringendst abgeraten.
Für die 220km Gesamtstrecke haben wir 6h ohne Pause gerechnet benötigt. Roland meint, die Strecke wäre mindestens so anstrengend wie eine Arbeitswoche bei seinem Arbeitgeber gewesen…. gefühlt haben wir für 1000 „Topas“ gebremst. Straßenbuckel in allen Variationen von klein bis groß, teilweise doppelt, teilweise heimtückisch und im Schatten liegend und nur darauf wartend, dass ein armer Wicht ungebremst darübersegelt und die Karre anschließend Schrott ist. Freundlicher kann ich das leider nicht beschreiben. Der Höhepunkt ist, wenn genau an diesen Schwellen die Dorfkinder ein Seil über die Straße spannen, um ihr Obst loszuwerden. Gott sei Dank hatte ich einen Tag zuvor darüber im Blog gelesen mit dem guten Tip: weiterfahren und laut hupen, egal was passiert. Das Seil wird dann einfach schnell fallengelassen. Hat wunderbar geklappt.
Aber jetzt der Reihe nach…
In Agua Azul haben wir längere Pause gemacht und sind an den Kaskaden entlaggewandert, von denen es hier 500 Stück gibt. Viele schöne Bilder konnten wir hier machen. Das Wasser war leider nicht so türkisblau wie oft für die Trockenzeit beschrieben sondern etwas aufgewühlt, aber die Szenen waren dennoch sehr sehenswert. Danke Franz für den Tip!
Wir haben das erste Mal aus Kokosnüssen getrunken, die mit einer Machete frisch aufgeschlagen wurden. Anschließend konnten wir noch das Fruchtfleisch genießen. Lecker!!
Danach ging es weiter auf dem Höllentrip bis wir erschöpft mit flauem Magen unser Hotel am Rande der Stadt San Christobal erreichen. Es ist 18Grad hier und wir frieren erbärmlich. Das mag an dem Höhenunterschied, der 10Grad niedrigeren Temperatur oder an unserem Hunger liegen. Wir heizen den Ofen in unserem Appartment ein und duschen erst einmal ausgiebig. Eigentlich sah unser Sylvesterdress aus, als wären wir wie gehabt im Bayrischen Wald zur Neujahrswende: burschikos mit Jeanshose, 2 Fleecepullover übereinander, lange Strümpfe….wir melden uns im Restaurant für das Abenddinner an, was erst um 21:00Uhr startet und warten geduldig ab. Der Chef des Hauses fühlt sich mit uns als einzige Touristen sehr geehrt, wir bekommen einen guten Platz und werden bei seiner Ansprache über Mikrofon kurz vor zwölf Uhr besonders hervorgehoben. Nachdem wir draußen noch ein paar Minuten bibbernd das Feuerwerk über San Christobal beobachtet haben, fallen wir gesättigt aber übermüdet in unsere Betten.
Den heutigen Tag haben wir bei strahlend blauem Himmel in San Christobal verbracht. Nach einem Frühstück in einem der zahlreichen Cafés haben wir uns treiben lassen, besuchten die Kirchen, setzten uns auf den Hauptplatz und beobachteten einfach nur die Menschen um uns herum. Es ist, bei all der gestrigen Strapaze, die schönste Stadt auf unserer Tour und ich bin froh, dass wir diesen Ort kennenlernen durften. Pralles buntes Leben, katholisches Christentum vermischt mit indianischen Riten, wohlhabende Mexikaner und barfüßige Indianer, dazwischen irgendwelche gestrandeten Europäer und einige wenige hellhäutige Touristen. Wir sind begeistert.
Nach dem Stadtbesuch überrede ich die Männer noch zu einer Besichtigung der Gemeinde San Juan Chamula, 10km in den Bergen gelegen. Die Einwohner des Ortes gehören zu den Nachfahren der Mayas, genannt der Tzotzkil-Stamm. Am Marktplatz stellen wir unser Auto ab und besuchen die Kirche. Fotografieren steht unter schwerer Geld- und Gefängnisstrafe. Der Besuch der Kirche ist jedoch ein unbedingtes Muss. Hier prallen unterschiedliche Religionswelten in einem Gotteshaus aufeinander. Auf dem Boden sind überall Piniennadeln verstreut. Tausende von echten Kerzen an den Seitenwänden sowie auf dem Boden erleuchten den Raum. Es gibt keine Bänke, Indianer sitzen in Gruppen zusammen, um zu beten oder einfach nur zu nähen. Es wirkt schon etwas unheimlich das Ganze. Gott sei Dank wurden wir nicht Zeugen einer der angeblich täglichen in Dutzenden vorkommenden Hühneropferungen!!
Draußen vor der Kirche haben wir mit dem Handy noch heimlich Alibifotos geschossen.
Morgen geht es weiter nach Villahermosa.
Hi, Ihr Lieben,
erst einmal ein schönes neues Jahr für Euch. Der Einstieg ist ja wohl total gelungen. Ich finde auch, dass Du toll berichtest, Annette?!! Macht echt Spaß, Euren Reise Block zu lesen und natürlich die Foto zu betrachten.
Weiterhin alles Gute, bin schon gespannt, wie es weitergeht,
Gabi
Danke Gabi!
Tatsächlich haben wir strikte Arbeitstrennung: Roland macht die Fotos, ich schreibe und ab und an gibt Roland seinen Kommentar dazu ab. Läuft prima, wenn man schon solange verheiratet ist…
LG Annette
Hallo ihr drei. Viele Grüsse aus dem kalten Deutschland. Du schreibst toll und sehr spannend. Weiter so. Viel Spass bei eurem Abenteuer.
Danke Dir Rita und Euch noch ein frohes neues Jahr 2017. Schön, dass Du auch miterlebst, wann seid ihr in Australien?
Lg Annette