Unsere Bostoner Wegbegleiter Cindy und Dennis sowie ein israelischer Theaterschauspielstudent sitzen am gestrigen Morgen in der Hütte Scotoni zusammen mit uns am Frühstückstisch und schauen aus dem Fenster….es regnet Bindfäden und ausgerechnet heute haben wir eine anstrengende Tour vor uns. Aber alles Jammern hilft nix, wir müssen und wollen weitergehen. Also rein in die Regenklamotten und zum Warm-Up gleich 200m steil hinauf. Ich folge eingemummelt Rolands Schuhen im blinden Vertrauen und nach 40min sind wir alle 5 oben angekommen. Passend dazu hört es auf zu regnen und der Nebel zieht hoch. Eine tolle Bergwelt wird sichtbar und endlich können wir alle die Wanderung genießen. Leicht bergan steigen wir hoch bis der Weg sich für unsere kleine Wandertruppe leider unterhalb der Hütte Lagazuoi teilt. Natürlich werden die Daten ausgetauscht, Abschiedsfotos geschossen und wir werden bei dem nächsten Amerikaurlaub den Osten und die White Mountains besuchen. Darauf freuen wir uns schon!
Cyndy und Dennis möchten über die Hütte Lagazuoi durch die Tunnelanlage aus dem 1. Weltkrieg nach unten absteigen. Wir sparen uns den Besuch der Tunnel, da wir bei einem vor Jahren begangenen Klettersteig in der Tofanagruppe einen ähnlichen bereits begangen haben. Im Slalom müssen wir nun die erreichte Höhe wieder hinabsteigen. Eine Wegänderung übersehen wir geflissentlich, wir kommen auch so runter…..
An der Straße nach Cortina trinken wir in einer Bar eine heisse Schokolade zum Aufwärmen. In der Höhe auf 2600m waren meine Hände ganz frostig und rot geworden, überall waren noch Eisfelder zu sehen.
Nun kommt der zweite Part unserer gestrigen Wanderung. Und wieder führt der Weg stetig hinauf über teilweise aufgeweichte Wiesen, bis wir die Felsenhöhe erreichen. Wir entscheiden uns dagegen, der Straße zu folgen, da diese sehr steil ist und wandern weiter auf einem markierten Weg durch eine Schlucht bis wir an eine Abzweigung kommen. Roland zeigt auf eine steile Scharte, die steil nach oben durch den Felsen führt und versichert mir, dort müssen wir durch. Auf der anderen Seite wäre dann nicht mehr weit entfernt die Hütte Cinque Torri, unser gestriges Endziel. Ich bin darüber nicht sehr amüsiert und gehe nun vor, um den Anstieg schnell hinter mich zu bringen. Leider übersehe ich dabei eine 90Grad Abbiegung und wir kommen über eine kurze Kletterpassage wieder auf den Wanderweg nur 200m weiter von der Abzweigung zurück. Selbst mehrere Versuche, an einer anderen Stelle das Bergmassiv zu überwinden, scheitern. So bleibt uns leider nix anderes übrig, die Scharte ein zweites Mal hochzusteigen. Meine Oberschenkel waren darüber total erbaut…
Nun finden wir den Weg und auf der anderen Seite geht es nun tendenziell abwärts, bis wir an den beeindruckenden 5 Felstürmen in der gleichnamige Hütte ein eigenes Zimmer freudig beziehen.
Nach einer ruhigen Nacht verlassen wir den schönen Ort und versuchen uns an dem Abstieg auf völlig durchweichten und morastigen Waldwegen. Ich habe unheimlich Angst, mit meinem angegriffenen Fußknöchel ein weiteres Mal umzuknicken und gehe ganz langsam und konzentriert. Letztendlich haben wir eine halbe Stunde länger gebraucht und Roland hat eine gekonnte Judorolle vollzogen, die ihm vor schlimmeren bewahrt hat. Nur die Harten kommen in den Garten!!
Über die Straße hinweg geht es glücklicherweise über einen geschotterten Wanderpfad durch den Wald wieder bergan bis wir an den Federa See gelangen. Darauf haben wir uns schon gefreut. Die einzigste Einkehrmöglichkeit in der Croda da Lago Hütte am Weg nach halber Wanderzeit und wunderschön gelegen.
Nach einem Stück Kuchen sehen wir plötzlich den Himmel aufreißen. Endlich die Regensachen eingepackt geht es nun auf einem schönen aussichtsreichen Weg weiter. Obwohl wir heute auch 13km gewandert sind und ne Menge Höhenmeter geschafft haben läuft es viel runder als gestern. Das macht bestimmt auch die Sonne….oder unsere Beine gewöhnen sich langsam an die Tour. Noch um ein Bergmassiv herum und auf der anderen Seite seicht bergab erreichen wir unser heutiges Übernachtungsziel, die Hütte Citta die Fiume. Das Schlaflager liegt zünftig mit Außenzugang im Souterrain….uns bleibt auch nix erspart….. ;-).