Wenn man Kambodscha im Februar das erste Mal besucht, fallen gleich drei Dinge auf: das schwülwarme Wetter, der rote Staub, der wie eine zweite Haut über dem ganzen Land liegt und die fremden Gerüche. Nach Neuseeland und Australien tauchen wir in eine völlig andere Welt ein….
Unser kleines aber sehr feines Hotel Nito by Vo liegt auf dem Weg nach Angkor Wat am Rande der Stadt Siem Reap. Der Service ist unbeschreiblich gut. Wir werden eigens von dem Hotelmanager am Flughafen abgeholt. Auf der halbstündigen Fahrt informiert er uns über die wichtigsten Dinge das Hotel betreffend. Wir werden unheimlich nett empfangen und das Zimmer ist klasse. Zu unserer Sicherheit bekommen wir ein Hotelhandy, was ich artig jeden Tag im Rucksack mit mir führe. Kein Tag ohne Frage nach unserem Befinden und was wir genau vorhaben. Alle Wünsche werden soweit wie möglich erfüllt. Wir haben einen sehr netten Tuk-Tuk Fahrer vom Hotel zugestellt bekommen, der uns nicht mehr von der Seite weicht. Ob in die Stadt, nach Angkor Wat oder auch nur zum Restaurant, er bringt uns überall hin und wartet, bis wir fertig sind. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben und eigentlich schon fast ein wenig beschämt. Wir bedanken uns pausenlos überschwänglich und verströmen ungekünstelte Begeisterung.
Und dann gibt es noch die andere Seite von Kambodscha, die wir direkt in Siem Reap oder auch vom Tuk-Tuk aus auf Abwegen beobachten können… furchtbare Armut gepaart mit vermeintlicher Gleichmut. Bettelnde Kinder, die in Müllbergen spielen, überall liegt Plastik herum, der Fluss bzw. das stehende Gewässer in Siam Reap ist total verdreckt, hier möchte ich keine Wasserprobe ziehen…
Das durch die Touris hereinströmende viele Geld scheint beim Volk nicht anzukommen. Roland und ich hatten keine Vorstellung davon, wie arm Kambodscha ist und wie weit entfernt vom Entwicklungsstand ihrer Nachbarländer.
Kurz und gut, wir wollen dieses Land kennenlernen und stürzen uns auf den alten Markt in Siem Reap. Durch engste Gassen geht es durch die „Markthalle“. Meine Geruchsnerven drehen durch. So viele fremde Gerüche auf einmal machen mich schwindelig. Aber ich bin auch begeistert. Alle erdenkliche Sorten von Obst, Nüssen, Reis sowie auch Fleisch und Fisch.
Und zwischendurch immer wieder Schnecken, die angeboten werden…ich lehne dankend ab. Dann wieder Seidentücher, Klamotten, Souvenirs jeglicher Art und das alles in einer dunklen Halle voller lauter Menschen und Stände…Roland und ich mittendrin.
Wieder draußen schnaufe ich erst einmal durch und wir schlendern durch die staubigen Gassen, zwängen uns durch hunderte von Mopeds und Tuk-Tuks, bleiben immer wieder mal stehen und beobachten die Menschen und ihr Treiben.
Nach 2 Stunden sind wir platt und ich freu mich auf unseren Fahrer, der uns von weitem schon gesichtet hat und uns freudestrahlend zuwinkt.
Zurück geht es in das Hotel. Nachmittags unternehmen wir noch eine Fahrt zum Official Center, wo wir unsere mit Fotos bestückten Visitorpässe ausgehändigt bekommen und dann, ja dann sind wir eigentlich zu hibbelig um noch länger zu warten und machen einen kleinen Abstecher zu unserem eigentlichen Besuchsgrund, dem Unesco Weltkulturerbe der Tempelanlagen in Angkor. Zum Sonnenuntergang haben wir uns gezielt den vermeintlich weniger überlaufenen Tempel Pre Ruup ausgesucht. Wir steigen mit langen Hosen und T-Shirt wie es sich geziemt die Treppen hinauf, setzen uns in die Sonne und lesen in unserem Reiseführer.
Je näher der Sonnenuntergang naht, umso mehr Menschen drängen sich auf die Plattform, hauptsächlich Chinesen mit Sonnenschirm und Smartphone in der Hand, hektisch umher rennend. In einem Blog habe ich folgende treffende Beschreibung gefunden: „bei der Besichtigung fallen die unsägliche Hitze, der Staub nicht negativ ins Gewicht, das sind gewählte Opportunitätskosten. Störend sind die schier endlosen Horden chines. Kurz-Ausflügler in signalfarbener Funktionskluft, die ihr gesamtes Kamera-Tablet-Smartphone-Equipment im Dauerfeuer auf jeden Stein richten-meistens mit 1+n anderen Chinesen im Vordergrund.“ Besser hätte ich es nicht sagen können…
Aber was hilfst? Angkor ist der Hammer und jeder darf sich glücklich schätzen, diesen Ort live gesehen haben zu können.
Nach einer schönen Abend und einem guten Essen in einem naheliegenden Restaurant geht es heute morgen früh um 7Uhr los. Angkor Wat wartet auf uns.
Stunden laufen wir durch die größte sakrale Tempelanlage der Welt, die von einem fast 200m breiten Wassergraben umringt wird! Alleine für die Bestaunung der Innenwände, die mit zig himmlischen Nymphen verziert sind, der zahlreichen Fresken und Statuen
benötigt man genug Zeit und Muße. Am 31m hohen Hauptheiligtum angekommen, erklettern wir diese über eine steile Holztreppe – wie auch manch anderer-
und genießen bei der auf 15min begrenzte Zeit die Aussicht.
Es ist nun halb elf morgens und brütend heiß. Wir trinken permanent Wasser und schwitzen es gleich wieder aus. Toiletten benötigt man hier nicht und sehe ich auch nicht, nur Souvenirshops sind zahlreich vorhanden.
Zurück ins Hotel wäre noch zu früh, also suchen wir uns eine zweite Tempelanlage unter Bäumen aus. Wer den Film „Tomb Raider“ kennt, weiss wo es hingeht. Ich liebe diesen romantischen Dschungeltempel Ta Prohm!! Romantisch und verwunschen und unter dicken Wurzeln der Würgefeige geborsten.
Wir sind komplett durchgeschwitzt aber voller schöner Eindrücke. Wieder zurück über den halben Kilometer Zugangsweg zum Tempel freuen wir uns auf eine erfrischende Tuk-Tuk Fahrt. Ich möchte nur noch duschen. Nach 2 Kilometern stockt plötzlich unser Gefährt, nix geht mehr. Unser Fahrer hat anscheinend schon etwas geahnt. Die Benzinanzeige ist defekt erklärt er uns und wir müssen mal eben auftanken. Gesagt, getan, hier sind zig Stände. Ein hübsches Mädchen macht unser Gefährt wieder fahrbereit und ab geht es nach Hause ins Hotel.
Eine kalte Dusche und eine Massage machen uns wieder fit für den nächsten Tag 🙂